Aus der Schwäbischen Zeitung vom 6. Oktober 2003:
Abschiedskonzert für Michael Grüner
RAVENSBURG – Vielstimmige musikalische Lobeshymnen für einen Lehrer, der sich um die Musikschule mehr als verdient gemacht hat: Der Vollblutcellist Michael Grüner geht nach einem außergewöhnlichen Konzert zu seinen Ehren in den sicherlich wohlverdienten Ruhestand.
Von unserem Mitarbeiter Rainer Michael Hepp
Selten dürften sich beim Abschied eines Lehrers alle so einig gewesen sein. Ehemalige Schüler waren aus ganz Deutschland angereist, seitens der Elternschaft gab es anerkennende Worte samt einem Gutschein für ein Kulturwochenende in Paris, und auch der Schulleiter fand überaus passende Worte für einen Lehrer, der durch Disziplin und Durchhaltevermögen vielen Jugendlichen zum Vorbild wurde. Dabei hat Michael Grüner bei seinen Schülern nicht nur die Liebe zu seinem Instrument und zur Musik geweckt, er hat – wie Musikschulleiter Lutz Eistert betonte – »Musikschularbeit im allerbesten Sinne« geleistet, indem er seine Schüler stets zu fordern und damit zu fördern wußte.
Die Verbindung aus musikalischem Talent, pädagogischem Gespür und einer von Interesse am Schüler geprägten Menschlichkeit machten es möglich, daß sich zahlreiche Cellisten aus der Celloklasse von Michael Grüner, die teilweise inzwischen ein Studium erfolgreich absolvieren oder bereits schon abgeschlossen haben, zu Ehren ihres Lehrers zu einem über zweistündigen Abschiedskonzert zusammenfanden, in dem eine überaus abwechslungsreiche und kurzweilige Mischung aus Musik und Wort geboten wurde. Grüner setzte dabei die in »Cellissimo«-Kreisen wohlgeschätzte Tradition fort, die einzelnen musikalischen Beiträge durch anekdotenhafte Possen über Cellisten humorig miteinander zu verbinden.
Und so stellte sich die große Cellofamilie des Stammvaters dem ebenso begeisterten wie beeindruckten Publikum im vollbesetzten Ravensburger Konzerthaus in ganz verschiedenen Formationen vor. Die jüngsten Cellisten spielten die tonmalerische Suche eines kleinen Bären nach Süßigkeiten gekonnt nach, souverän aufeinander eingestimmt überzeugten die Mitglieder des Cellotrios ebenso wie das Ensemble »Cellissimo«, dessen Musiker durch rhythmische Präzision und Intonationssicherheit immer wieder bestens miteinander harmonieren. Zu einem Celloorchester, das die gesamte Konzerthausbühne füllt, vereinigen sich ehemalige und derzeit aktive Schüler zu einem Klangkörper ganz besonderer Art. Nicht ohne Melancholie erklingt der Beatles-Song »Yesterday« gewissermaßen als Rückblick auf viele Jahre fruchtbarer Musikerziehung. Dementsprechend galt auch der Dank Grüners allen Schülern und Eltern »für eine harmonische Zeit des Gebens und Nehmens«.
Im Zusammenspiel mit ganz unterschiedlichen Solisten erwiesen sich die kammermusikalischen Ensembles als einfühlsame Gruppierungen, die einen kultivierten Musizierstil pflegen und somit für höchsten Hörgenuß sorgen. Schwermut liegt dabei unüberhörbar auch in Julius Klengels »Hymnus für 12 Violoncelli«, den der Lehrer gemeinsam mit ehemaligen Schülern musiziert. Aber gerade am Ende einer stilvollen Verabschiedung mit Atmosphäre steht doch auch die Zuversicht, daß das entfachte Feuer der Begeisterung für das Cello auch in Zukunft weiterhin lodern möge, ganz im Sinne des von Michael Grüner durchaus auch symbolisch gewählten Mottos des Konzertes: »Das Cello brennt länger«.