Aus der Schwäbischen Zeitung vom 27. März 2001:
Matinée im Weißenauer Festsaal
RAVENSBURG - Im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum 30-jährigen Bestehen der Musikschule gestaltete das Ensemble »Cellissimo« eine Matinée im Festsaal Weißenau.
Von Rainer Michael Hepp
Seit 1983 musizieren Schülerinnen und Schüler der Celloklasse Michael Grüner unter dessen Leitung in wechselnden Besetzungen und erfreuen dabei eine stetig wachsende Fangemeinde. Mit relativ gestrengem Blick schaut der altehrwürdige Abt aus dem Gemälde von der Stirnseite in die sich zunehmend füllenden Stuhlreihen seines barocken Festsaales, unter ihm Cellokästen in verschiedenfarbiger Gestalt und Pappmusiker mit ganz unterschiedlichen Instrumenten. Doch ob Querflöte, Fagott oder Horn – für die Akteure der Matinée steht eines unzweifelhaft fest: Das beste aller besten Instrumente ist und bleibt das Cello.
»Cellissimo« eben, und dahinter verbirgt sich nicht nur ein instrumental-inniges Liebesverhältnis, sondern auch ein Ensemble junger Musiker, die mit ihrem geistreich-kommentierenden Lehrer Michael Grüner immer wieder auch die humorvollen Saiten ihrer Instrumente zum Klingen bringen. Und so beschreiten die Cellisten Elisabeth Wodsak, Julia Wolf, Simon Schmidt, Hanno Riehmann, Manuel Müller, Tilman Zibold, Johannes Hengstler, Sara Iwansky, Michael Grüner sowie der Bassist Max Koppmann den spaßhaft-burlesken Weg durch eine unterhaltsame Programmfolge mit Bearbeitungen und humoresken Musikstücken rund ums Cello.
Die fugierte Melodie von Pachelbels populärem »Canon« erscheint so in völlig celliertem Klanggewande, ein gänzlich neues Hörerlebnis vermittelt Elisabeth Wodsak in Bachs »Arioso«, das der Forderung von Johann Joachim Quantz entsprechend ausdrucksstark und »einer schmeichelnden Bittschrift ähnlich« vorgetragen wird und daher vom Celloherzen in die Herzen der Cellofreunde dringt. Dynamisch differenziert demonstriert Hanno Riehmann den Tonumfang eines Cellos in Boccherinis galantem »Menuett«, und auch Julia Wolf macht in der melodiös-eingängigen »Cinquantaine« von Gabriel-Marie die klanglichen Vorzüge ihres Instruments hörbar deutlich.
Musikalische Heiterkeit verbreitet sich im Festsaal nicht nur bei der parodistischen »Schnapsonie in Cef-spur« von Nohe, sondern auch durch die »Sinfonia burlesca« von Leopold Mozart, die die verschiedenartigen Charaktere der italienischen Commedia dell’arte tonmalerisch darstellt: Tölpelhaft und in modulationsreichen Spielarten seiner Aktionen erscheint da der Hanswurst, ehrwürdig-schreitend und mitunter etwas schwerfällig stolziert Signor Pantalone, während der geistvoll-lustige Spaßmacher Harlequino beschwingt-heiter seine virtuosen Läufe und tonakrobatischen Sprünge vollführt. Bravourös führt Simon Schmidt die Zuhörer in die Klänge des »Scherzos« van Goens’ ein, und nach der Kaiserwalzerseligkeit eines Johann Strauß bleibt nur noch ein melancholisch-wehmütiges »Yesterday« als abschließende Zugabe. Also: Da capo, Cellissimo!