Aus der Schwäbischen Zeitung vom 29. Februar 2000:
Ravensburg – Daß im stimmungsvollen Ambiente des Weißenauer Festsaales kein Fastfood geboten wird, versteht sich eigentlich ganz von selbst. Und so waren die von »Cellissimo« servierten Cellikatessen gerade gut genug, um die Zuhörer im völlig ausgebuchten Speisesaal nicht musikhungrig nach Hause gehen zu lassen.
Dargereicht wurde ein lediglich von einer kürzerern Verdauunngs-Pause unterbrochenes zehngängiges Menü, das insgesamt einem opulenten Mal mit vielseitigen Feinschmeckereien aus dem reichhaltigen Angebot der Jahrhunderte glich. Für die nötige Würze sorgte dabei Michael Grüner, der in einer humorig-launigen Moderation die einzelnen Hauptgänge mit hintergründigen Bonmots und musikgeschichtlichen Anekdoten bestens zu garnieren wußte.
So zelebrierte der Chefkoch mit seinen insgesamt zwölf Gesellen aus unterschiedlichen Lehrjahren die mehr oder weniger bekannten kulinarischen Köstlichkeiten aus den verschiedenen stilistischen Kochtöpfen der Musikgeschichte. Und wie die Besetzung von »Cellissimo« zeigt, hat dabei ganz offensichtlich ein ganz ausgewogener Emanzipationsprozess in der Cellisten-Küche der Ravensburger Musikschule e. V. Einzug erhalten: Für das akustische Wohl ihrer Gäste sorgten nicht nur Leonie Zettler, Julia Hirscher, Julia Wolf, Elisabeth Wodsak, Carolin Schneckenburger und Teresa Maier, sondern auch Johannes Ruess, Simon Schmidt, Hanno Riehmann, Manuel Müller, Tilman Zibold und Johannes Hengstler.
Den Reigen der abwechslungsreichen Kost in klanglich meist dezent abgeschmeckten Bearbeitungen eröffneten Werke von Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann und Alesandro Stradella, deren transparente Kompositionsweise durch die fein säuberlich tranchierten Einzelstimmen immer wieder auf das Klangbett gebracht werden konnten. Salonmusikalisch angerichtet wurde Jacques Offenbachs »Barcarole« aus »Hoffmanns Erzählungen«, gefolgt vom spritzig-geistvollen »Valse caprice« des beim Gastmahl höchstpersönlich anwesenden Komponisten Ivan Shekov.
Als gesanglich-rhythmische Beilage gab es neben dem Spiritual »Nobody knows« und »As time goes by« aus dem Film »Casablanca« auch noch Scott Joplins »Entertainer« – leicht verdauliche Ragtime-Klänge im cellierten Klanggewand. Und wer sich mit dem hochkarätigen Dessert in Form von Julius Klängel, »Hymnus« für 12 Solocelli, auch noch selbst am Nachschlag beteiligen wollte, konnte im Kreise der musikliebenden Lucullisten noch eine Strophe von »Der Mond ist aufgegangen« mitsingen. Zweifellos hat das mit Liebe und Aufwand zubereitete Feinschmeckermenü noch mehr Appetit auf weitere Klangspeisungen vergleichbarer Art gemacht.