Aus dem Südkurier vom 29. Februar 2000:
Ensemble »Cellissimo« konzertiert im Festsaal Kloster Weißenau
Als vor Jahren die Kölner und Berliner Cellisten als selbständige Ensembles auftraten, wurden sie ob des neuen Klangerlebnisse von ihrem Publikum hoch gefeiert.
Michael Grüner, Cellolehrer an der Musikschule Ravensburg e. V., rief ebenfalls ein Ensemble mit zwölf Cellisten und Cellistinnen ins Leben, das nun in anderer Besetzung des Klangkörpers gegenüber den frühreren Auftritten im Festsaal des ehemaligen Kloster Weißenau auf einem beachtliche Niveau ein »Feinschmeckermenü« aus allen Musikepochen – so im Programm zu lesen – servierte, garniert von heiteren und aufschlußreichen Anekdoten und Berichten durch Michael Grüner. Bis auf den letzten Platz war der Festsaal besetzt, was ein großes Interesse der Öffentlichkeit an der Musikschularbeit zeigt.
Wie es sich zum Bach-Jahr geziemt, begann das weitgespannte Programm mit der berühmten Air in einheitlicher Tongebung und prägnannten Pizzicati der Begleitung. Aus einem Konzert für vier Violinen von G. Ph. Telemann entstand ein Konzert für Celloorchester.
Bei lebendig aufgenommenem Fugato steigerte sich der Klang zu barocker Fülle. Sonore Tiefe erlebte der Zuhörer bei der »Aria di Chiesa« von A. Stradella, die dann zur schönen vollen Orchesterwirkung entfaltet wurde. Wer weiß schon, dass J. Offenbach ein Cellovirtuose war? Seine Barcarole aus »Hoffmanns Erzählungen« scheint wie auf dieses Instrument zugeschnitten zu sein, wie sie die Primaria des Ensembles geschmeidig intonierte, effektvoll von prägnanten Pizzicati begleitet.
Fast wienerischen Schwung erhielt »Valse caprice« des in Tettnang lebenden bulgarischen Komponisten I. Shekov. Ein Paradestück für Cellisten schrieb G. Rossini mit dem Andante aus der Ouvertüre zu »Wilhelm Tell«: In ausgewogenem und wohlabgestimmtem vierstimmigem Satz und makellosen Soloeinlagen zeigte das Ensemble bei dem Konzert im Festsaal Weißenau ein beachtliches Niveau.
In eine etwas andere Musikwelt führte das Spiritual »Nobody knows«, bei dem Michael Grüner das Publikum zum Mitsingen und Mitklatschen einlud, das dieser Aufforderung munter und vergnügt nachkam. Modernen Sound in geschmeidiger Intonation hörte man bei »As Time Goes By«, dem weltbekannten Song aus der Filmmusik zu »Casablanca«. Und daß sich solch ein jugendliches Ensemble modernen Rhythmen gegenüber sicher und offen zeigt, verriet der perfekt hingelegte Ragtime »The Entertainer« von S. Joplin. Der Höhepunkt in der orchestralen Wirkung war mit dem »Hymnus« von J. Klengel gegeben, opulent im Klang, sauber in der Intonation, diszipliniert im Zusammenspiel.